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Gioconda Belli (geb. 1948)


Liebe von Früchten
 
Bedecken will ich
dein Geschlecht mit Äpfeln
Mangonektar
Erdbeerfleisch.
Dein Körper ist Frucht.
Umarm ich dich, so rollen Mandarinen
ich küsse dich und alle Trauben
ergießen den heimlichen Wein ihres Herzens
auf meinen Mund.
In deinen Armen spürt meine Zunge
den süßen Saft der Orangen
In deinen Beinen bewahrt der Granatapfel
seinen erregenden Samen.
Ich will die saftigen Früchte ernten
die im Schweiße deiner Poren reifen:
Mein Mann aus Pfirsich und Limonen
laß mich trinken aus den Quellen
der Aprikosen, Bananen und Trauben aus Kirsch.

Dein Körper ist das verlorene Paradies
aus dem mich nie
ein Gott wird vertreiben.



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Dich bereisen

::
Dein Fleisch will ich schmecken,
würzig und kräftig,
anfangen mit Deinen Armen
herrlich wie Äste des Ceibo;
fortfahren mit der Brust,
von der meine Träume träumen,
mit der Armhöhle, worin sich mein Kopf vergräbt,
das Zarte zu ergründen,
die Brust, die tönt wie Trommeln
und andauerndes Leben;
da eine lange Weile bleiben,
meine Hände verzweigen
im Strauchwäldchen, das Dir schwarz und weich
unter meiner nackten Haut wächst;
fortfahren dann bis zu Deinem Nabel,
bis zu dieser Mitte, wo es Dich zu kitzeln beginnt,
mit Küssen, mit Bissen über Dich gehen,
bis ich anlange
bei diesem Ort
versteckt und geheim,
der sich freut bei meiner Anwesenheit,
der sich erhebt, mich zu empfangen
und auf mich zukommt
mit der ganzen Härte des erregten Mannes;
hinab zu Deinen Beinen,
diese Beine, worauf Dein Körper ruht,
mit denen Du mich trägst,
die Du des Nachts verschränkst
mit meinen sanften und weiblichen;
Deine Füße küssen, Liebling,
die so viel laufen müssen ohne mich,
und umkehren, Dich zu ersteigen,
bis ich Deinen Mund an meinen sauge,
bis ich ganz angefüllt bin von Deinem Speichel,
Deinem Atem,
bis Du in mich dringst
mit der Kraft von Ebbe und Flut
und mich überwältigst
mit Deinem Kommen und Gehen
wie des wilden Meers,
bis wir beide ausgebreitet und heiß
auf dem Kampfplatz der Laken bleiben.



Gioconda Belli
Tempi

I
Mein Stück Süße von der Mandarinenschnitte
mein Specht gefiederte Schlange
Kolibrie, der meine Blume schnäbelt meinen Honig trinkt
meinen Zucker schlürft mir die Erde berührt
Anturio die Höhle das Haus der Abenddämmerungen
der Donner der Meere Segelschiff
Legionen von Vögeln Möwe im Tiefflug süße Mispel
Palme die meinen Beinen Strände gebiert
hoher Kokosmast, bebender Obelisk meines Untergangs
Schaum meiner Haut Regen Quelle
Kaskade in meinen Bachbett Brunst meiner Umtriebe
Licht deiner Augen Briese auf meinen Brüsten
verspielter Hirsch in meinem Wald aus Geißblatt und Moos
Wächter meines Lachens Schutz des Pochens
Kastagnette Schelle Jubel meines Rosenhimmels
aus Frauenfleisch mein Mann du einziger Talisman
Zauber meiner wüstenhaften Blätter komm noch einmal
ruf mich drück mich an deinen Hafen der heiseren Wellen
Erfüll mich mit deiner weißen Zärtlichkeit ersticke meine Schreie

Laß mich aufgelöste Frau sein


II

Glockengeräusche Sirenengesang
los laß ich die Zügel galoppiere Gelächter
setze die Mauern aus dem Spiel
Staudämme fallen in Stücke ich springe grün
die Hoffnung blau der Himmel sonare Horizonte
die sich in Winden auftun mich hindurchzulassen:
"Gebt frei den Weg der Frau, die nicht die Strudel der
Liebe fürchtet, noch die Orkane der Verachtung"
Gesiegt hat der alte Jahrgangswein der rote der weiße
es kamen es keimten die Trauben mit ihrer weichen Haust
die Rundungen deiner Figur du regnest auf mich
wäscht ab die Trauer erbaust wieder Leuchttürme Bibliotheken
alter Bücher mit wunderschönen Bildern
gibst mir den Grinsekater zurück Alice den Hasen
den verrückten Hut Schnewittchens Zwerge
den Marsch zwischen den Fingern den Hauch der Kindheit
du bist in dem Blick am Fenster aus dem der Baum entsteht,
der Kreisel, die kleinen Tassen, ich liebe dich, berühre dich
entdecke in dir den Hengst Kater Glühwürmchen Libelle
nackter Mann durchscheinend Trommel Trompete ich mach Musik
tanze stampfe entkleide mich umhülle dich du umhüllst mich
Küsse Küsse Küsse Küsse Küsse Küsse Küsse Küsse
Schweigen Schlaf.



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Bleibende Gärten

Das dicht verschlungene Gebüsch meiner Blüten
hast du bestellt, von Moschus trunken.
Kein Beet liegt brach in dieser Liebe
in der ich dich täglich herausfordere,
die frischeste Knospe zu finden.
Ich habe nie behauptet,
ein Garten mit fest umrissenen
Wegen zu werden.
Wie ein tropisch feuchter Garten
bin ich angelegt
mit nicht zu klassifizierenden Arten,
denn stets wollte ich
deine gärtnerischen Absichten
auf die Probe stellen,
wie du Gewächse bändigst
und Unkraut ausrottest.
Von vier Flanken habe ich dich
mit stürmischen
Kletterpflanzen überfallen
und mit nachtduftenden Orchideen
von tödlicher Schönheit.
Und wie Flügel aus Urwaldträumen
habe ich Blätter geöffnet in
den friedlichen Bäumen, die du um das Haus
herum gesetzt hast.
In deine Ziegenbockgemächer
habe ich afrikanische
Veilchen gebracht
und mit indianischem Jasmin
deine uneinnehmbaren Fenster umrahmt
- durch die der Duft nun dringt mit dem Klang
zerspringenden Glases.
Wie gut hast du, mein Geliebter,
mein Herzallerliebster, all meine
Prüfungen bestanden!
Niemals gefügig, wachse ich dennoch jetzt
auf dem Dach des Hauses
und umarme diese süße,
feurige Ausdehnung, die wir bewohnen.
Verteidige sie mit Dornenhecken.
Versehe sie mit Fontänen.
Damit auch die grausamste Jahreszeit
sie nicht verdorren lässt.


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Feucht und pflanzlich
erwacht der Morgen,
steigt noch nicht auf aus dem nächtlichen Regen,
lässt weiter den Mantel benetzen.
Benommen erhebe ich mich,
eben noch spürte ich deinen Körper
warm und deine Umarmung nahe an meinem Traum.
Ganz durchtränkt hat dein Atmen
mich, meinen Leib, wie deine strotzende Liebe.
Du grubst Zeichen in meine Haut,
nicht zu verwischen von Wind noch Wasser,
außer mein Name verschwömme, verlöre Farbe und Leben.
Mitten auf meinem Strand voll Muscheln und Schnecken
bist du ein Fels,
von nun an tönen die Wellen neu,
rollen mit anmutigem Lied
befriedigt an meinem Körper.

 

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Bitte

Kleide mich in Liebe
denn ich bin nackt,
bin unbewohnte Stadt,
benommen von Lärm
taub von Trillern,
trockenes Blatt im März.

Umhülle mich mit Freude,
ich wurde nicht geboren
um traurig zu sein,
die Traurigkeit ist mir zu weit
wie ein fremdes Kleid.

Ich will wieder brennen,
den salzigen Geschmack
der Tränen vergessen,
die Löcher in den Lilien,
die tote Taube auf dem Balkon.

Noch einmal mich wiegen
im wehenden Wind
schäumende Welle
Meer über den Klippen
meiner Kindheit
Sterne in den Händen
lachende Lampe auf dem Weg
zum Spiegel
in dem ich mich wieder schaue
heilen Leibes
beschützt
an die Hand genommen
vom Licht
von grüner Wiese und Vulkanen
das Haar voller Spatzen.
Schmetterlinge sprießen
aus meinen Fingern
Luft nistet in den Zähnen
und kehrt zurück zur Ordnung
des Universums bewohnt
von Zentauren.
Kleide mich in Liebe
denn ich bin nackt.






   


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